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Kategorie: 1. Mose 3

Da wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie erkannten, dass sie nackt waren; und sie banden sich Feigenblätter um und machten sich Schurze.

1. Mose 3,7

Die in 1. Mose 3 beschriebene Geschichte verdeutlicht relativ schön den fundamentalen Zusammenhang zwischen Lebenswandel und Kleidung. Die Menschen waren tatsächlich unschuldig aber leicht verletzbar. In ihrer Unschuld waren sie nicht fähig, Gott treu zu dienen, weil sie sich den Gefahren nicht bewusst waren, die sie umgaben. Auch konnten sie den Wert dessen, was sie im Garten Eden hatten, nicht deutlich einschätzen und fielen deshalb dem ersten Angriff Satans anheim.

Erst als die Menschen in Sünde gefallen waren, realisierten sie, was sie in der Gegenwart Gottes gehabt hatten. Sie versuchten sich, Schurze aus Blättern1 zu machen, mit denen sie sich aber weiterhin verstecken mussten (vgl. 1Mo 3,9-10). Die Schurze aus Blättern gleicht guten Werken, die wir tun, um mit Gott dieses vertrauensvolle Verhältnis wiederherzustellen.

Automatisch nehmen wir an, dass die Schurze bei Adam und Eva vor allem die Schamteile bedeckten. Das mag sein, doch wir können dem Text nicht entnehmen, dass dies der Grund für ihrer Kleider gewesen ist. In 1. Mose 3,7 steht einfach:

Da wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie erkannten, dass sie nackt waren; und sie banden sich Feigenblätter um und machten sich Schurze.

Hätte sich Adam nun plötzlich sehr an den Schamteilen seiner Frau gestossen, würde vermutlich hier stehen «und Adam erkannte, dass seine Frau nackt war». Nein, hier ging es um etwas viel Tiefergehendes, wenn auch der rein körperliche Aspekt aus heutiger Sicht nicht unterbewertet werden darf. Nacktheit bedeutet Statuslosigkeit in Bezug auf die Beziehung mit Gott und Verletzlichkeit gegenüber Mitmenschen. Und genau dies war es, was Adam und Eva bewegte, sich Schurze aus Feigenblättern zu machen. Obwohl sie nun so keusch angezogen waren wie nie zuvor, brachte dies nicht den gewünschten Erfolg, denn bei der Kühle des Tages versteckten sie sich zusätzlich hinter den Bäumen des Gartens. Ihre Freimütigkeit gegenüber Gott war zerstört. Die Wissenschaftlerin Claudia Bender schreibt dazu: «Wahrscheinlich spielt der Aspekt der Schamverhüllung an dieser Stelle nur eine untergeordnete Rolle. Keines der im Zusammenhang mit der Nacktheit, bzw. der Bekleidung der ersten Menschen verwendeten Wörter hat eine sexuelle Konnotation. Da die Versuche des ersten Menschen, sich selbst einen Status zu verschaffen, nicht erfolgreich waren, musste ihnen von Gott selbst geholfen werden.»2

Zusammen mit der Erkenntnis, dass der Mensch seinen Status vor Gott verloren hatte, begann auch sein Sittsamkeitsgefühl zu wachsen. Adolf Rosenzweig, ein Rabbiner aus Berlin, beschreibt diesen Zusammenhang so: «Sinnig, zugleich aber auch mit einer feiner Ironie stellt dieses jenes bedeutsame Kapitel der heiligen Schrift dar, welches eine Illustration des erwachenden Menschenbewußtseins genannt werden darf – dem trügerischen Versprechen der Schlange: ‹ihr werdet wie Götter sein!› stellt entgegen das Schriftwort als Folge des Genusses von der verbotenen Frucht: ‹da wurden geöffnet ihre Augen und sie erfuhren, daß sie nackt waren und sie flochten Feigenblätter und machten sich Schürzen› (Gen 2,7); Götter sollten sie werden, nun mußten sie aber erfahren, dass sie nicht einmal Menschen waren, da sie sich im Zustande des Tieres, in Nacktheit befanden. Mit dem aufdämmernden Erkennen ihrer selbst erwachte zugleich das Schamgefühl und das Bedürfnis, das Nackte zu verhüllen. Schamhaftigkeit ist eine Folge der Erkenntnis menschlicher Unzulässigkeit, die sich über sich selbst getäuscht hat; Schamhaftigkeit entsteht aus dem Wissen von sich selbst, dem erwachenden Gewissen, dem Schicklichkeits- und Sittlichkeitsbewußsein.»3

 

nach »Über den tieferen Wert von Kleidung«

 

 

[1] Das hebräische Wort für Schürze, chagor, kommt fünf Mal im Alten Testament vor und wird ansonsten ausnahmslos mit dem Gürtel in Verbindung gebracht. Was sich Adam und Eva hier gemacht hatten, war deshalb vermutlich einfach ein breiter Gurt, ähnlich wie ein Minirock.

[2] Claudia Bender: Die Sprache des Textilen – Untersuchung zu Kleidung und Textilien im Alten Testament, Stuttgart (Verlag W. Kohlhammer), 2008, S. 104

[3] Adolf Rosenzweig: Kleidung Und Schmuck Im Biblischen Und Talmudischen Schrifttum, S. 1-2


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