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Kategorie: 1. Timotheus 2

Ebenso [will ich] auch, dass sich die Frauen in ehrbarem Anstand mit Schamhaftigkeit und Zucht schmücken, nicht mit Haarflechten oder Gold oder Perlen oder aufwendiger Kleidung, 10 sondern durch gute Werke, wie es sich für Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen.

1. Timotheus 2,9

 

Diese Stelle wird immer wieder herangezogen, um über keusche Kleidung zu sprechen. F.B. Hole gab diesen Vers sogar als Referenz für gottgemässe Kleidung an, indem er schrieb: »Eine Frau, die in der Gottesfurcht lebt, wird nicht der neusten Mode hinterherlaufen, sondern sich eher bescheiden und unauffällig kleiden, wie es in Vers 9 steht.«[1] Wir wollen uns nun gründlich mit diesem Wort Gottes beschäftigen um zu lernen, was der Heilige Geist wirklich damit meint, wenn Er sagt:

Ebenso [will ich] auch, dass sich die Frauen in ehrbarem Anstand mit Schamhaftigkeit und Zucht schmücken, nicht mit Haarflechten oder Gold oder Perlen oder aufwendiger Kleidung, sondern durch gute Werke, wie es sich für Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen. Eine Frau soll in der Stille lernen, in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über den Mann herrscht, sondern sie soll sich still verhalten. Denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva. Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und geriet in Übertretung; sie soll aber [davor] bewahrt werden durch das Kindergebären, wenn sie bleiben im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht. (1. Timotheus 2,9-15)

Textzusammenhang

Nach verschiedenen Bibelauslegern behandelt der Anfang dieses Textabschnitts vor allem das äussere Auftreten einer Frau. Für manche Leser liegt dies jedoch nicht unbedingt auf der Hand. Deshalb möchten wir an dieser Stelle näher darauf eingehen. Der Zusammenhang wird schon viel deutlicher, wenn man den Text aus verschiedenen bewährten Bibelübersetzungen miteinander vergleicht:

·         daß die Frauen in züchtiger (oder: wohlanständiger) Kleidung ... schmücken (Menge-Bibel)

·         daß die Weiber in zierlichem Kleide ... schmücken (Luther 1912)

·         daß die Frauen in sittsamem Gewande ... schmücken (Schlachter 1951)

·         dass [die] Frauen sich in bescheidenem Äußeren ... schmücken (Elberfelder CSV)

·         dass die Frauen sich selbst in schicklichem Kleide ... schmücken (Herbert Janzen)

Was in der Schlachter mit Anstand wiedergegeben wird, kann auch mit Kleidung oder Gewand übersetzt werden. Auch die Begriffe Haarflechten, Gold und Perlen und aufwändige Kleidung sind keine inneren Werte, sondern von aussen sichtbare Dinge. Es liegt deshalb auf der Hand, dass es in diesem Vers auch um äussere Werte geht. Dieses »Auftreten« hängt aber, in Übereinstimmung mit den übrigen Schriftstellen, mit inneren Werten zusammen[2]. Nicht die aufwendige Kleidung soll das Tragende sein, sondern – was Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen – durch gute Werke (nach Elberfelder CSV).

Dabei ist wichtig zu beachten, dass in diesem Vers zwei verschiedene Bekleidungen erwähnt werden. Mit der ersten Bekleidung, in der Schlachter 2000 verschleiernd mit Anstand (katastole) wiedergegeben[3], sollen gläubige Frauen sich schmücken. Mit der zweiten genannten Kleidung, hier mit aufwendiger Kleidung (polyteles himatismos) übersetzt, sollen sie sich hingegen nicht brüsten. Die guten Werke stehen also konsequenterweise im Gegensatz zum zweiten Kleidungsstück und ebenso zu Gold, Perlen und Haarflechten, harmonieren aber mit der gottgemässen Kleidung.

Ebenso [will ich] auch

»Das Wort hosautos (desgleichen) mit ›in der gleichen Weise‹[4] übersetzt, ist eine Adverbialkonstruktion mit dem ›ich will‹ von V. 8; die folgenden Anweisungen sind also ein Teil des gleichen Willens.«[5] Es handelt sich hier um eine verbindliche Belehrung des Heiligen Geistes. Interessant ist auch zu bemerken, dass der Heilige Geist hier darauf verzichtet hat, zu schreiben, dass nur die gläubigen Frauen so handeln dürfen[6]. Im Text werden einfach die Frauen im Allgemeinen genannt. Die Bemerkung erübrigt sich aber, wenn man bedenkt, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1Tim 2,4). Gottes Anordnungen sind sowohl zeitlich als auch kulturell für alle nützlich, welche das Leben lieben.

Denn ich weiß, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben. (Jeremia 29,11)

in ehrbarem Anstand

Die nächsten Worte lauten in ehrbarem Anstand (en kosmios katastole). Katastole kommt nur hier im Neuen Testament vor. Ein Grund mehr, sich genauer damit zu beschäftigen. Dieses griechische Wort setzt sich aus den zwei Teilwörtern kata und stole zusammen. Kata hatmehrere Bedeutungen, mit einem andern Wort zusammengesetzt bedeutet es meistens herunter oder herab, was auch seiner Grundbedeutung von ›von etwas herab‹ entspricht. Das Wort stole ist unter dem Namen Stola auch heute noch bekannt. Es steht für ein Kleidungstück, welches Wikipedia folgendermassen definiert: »Dieses Kleidungsstück war ein sehr langes Kleid, das über der Tunika getragen wurde. An der unteren Seite endete die Stola in einem Saum, der meist aus Pelz oder Leder gefertigt war. Das Kleid wurde in der Hüfte mit einem Gürtel zusammengebunden. Vor allem in den kalten und nassen Wintern der Apenninhalbinsel wurde die Stola viel getragen, da sie sehr wärmte. Die Stola war das von Frauen getragene Gegenstück zur Toga.«[7]

Zur Zeit des Herrn Jesus wurde das Wort stole jedoch auch für Männerkleidung verwendet. Schauen wir uns die Stellen kurz an, wobei das gesuchte Wort kursiv gesetzt wurde.

·         Die Schriftgelehrten gingen gerne im Talar[8] einher (Mk 12,38; Lk 20,46).

·         Für den verlorenen Sohn, der zurückgekehrt ist, sollen sie das beste Festgewand herbringen (Lukas 15,22)!

·         Der Engel im Grab trägt ein langes Gewand (Mk 16,5).

·         In der Offenbarung werden die Erlösten mit einem Gewand bekleidet beschrieben (Offb 6,11; 7,9.13.14)

Im 1. Timotheusbrief hat der Heilige Geist das Wort stole jedoch für die Schwester mit kata (herunter) ergänzt. Zusammengesetzt kann katastole also als ein (lang) herabfallendes, weites Gewand übersetzt werden.[9]Und somit sind wir im Prinzip wieder beim Leibrock, den Kleidern aus 1Mo 3, die Gott für Adam und Eva angefertigt hat. Im Gegensatz zu 1Mo 3,21 wird diese Art von Kleidern jedoch an dieser Stelle ausdrücklich als Frauenbekleidung definiert und vom Heiligen Geist als Gott wohlgefällig dargestellt.

»Für die Frau hat Gott eine spezielle Aufgabe, wenn es um ihr Erscheinungsbild geht, denn sie darf durch Keuschheit den Herrn ehren. Welche Zierde ist es für sie, wenn sie hierin dem Wort Gottes entspricht!«[10]

Dem Wort katastole wurde noch ein beschreibendes Adjektiv mitgeben. Das herabfallende Gewand soll ehrbar sein. Das griechische Wort kosmios, wörtlich anständig, kommt von kosmos, was wiederum mit Schmuck und Welt, wörtlich geordnet, übersetzt wird. Katastole darf also ruhig zierlich sein. Im Beispiel von der tugendhaften Frau in Sprüche 31,22 sind ihre Gewänder zum Beispiel aus weissem Byssus und rotem Purpur. »Wir verstehen uns also richtig: unsere Frömmigkeit zeigt sich nicht darin, wie schmutzig wir sind. Es gereicht dem Herrn nicht zur Ehre, wenn eine Frau ihr Haar in struppigen, fettigen Fransen verwahrlosen lässt. Ebenso wenig verherrlichen ihn unpolierte Schuhe mit abgetragenen Absätzen und Strümpfen mit Laufmaschen. Solche Nachlässigkeiten bringen nicht zum Ausdruck, dass eine Frau Gott liebt, sondern vielmehr, dass sie fleischlich ist – nämlich faul und undiszipliniert.«[11]

Nun wird vielleicht ein weiterer Aspekt von Weltförmigkeit deutlich, wenn im folgenden Vers auch für Schwestern steht:

Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, [was] euer vernünftiger Dienst [ist]. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. (Römer 12,1-2  - nach Elberfelder CSV)

Schamhaftigkeit und Zucht

Auch soll diese Art von Kleidungstücken mit Schamhaftigkeit und Zucht getragen werden. Es ist dem Geist Gottes wichtig, dass Kleidung auch in Bezug auf das Bedecken von Nacktheit ihr Ziel erreicht und auch Gottes Moralvorstellungen erfüllt. Viele sagen, dass eine Hose oft züchtiger sei als kurze Röcke. Ganz richtig, doch wenn ein Rock in Schamhaftigkeit und züchtiger Länge getragen wird, wie uns dies in 1Tim 2 vorgestellt wird, ist er auch in diesem Bereich nicht zu übertreffen.

Das Wort für Schamhaftigkeit, aidos, wird nur zweimal im Neuen Testament gebraucht. Einmal hier und ein weiteres Mal in Heb 12,28. Beide Male ist es dabei eine moralische Abscheu von allem, was die Grenzen des Gesunden übertreten könnte.

Zucht oder nach Elberfelder CSV Sittsamkeit kommt drei Mal im Neuen Testament vor, davon zweimal in unserem Abschnitt (Apg 26,25; 1Tim 2,9.15). Es beschreibt den „gesunden Sinn«, aber auch die »Mässigung« oder »Selbstbeherrschung«. Ausserhalb der Bibel soll das Wort eine sexuelle Schattierung haben, welche gleichzeitig ein keusches Verhalten beinhaltet. Die Begriffe Schamhaftigkeit und Zucht sind also in gewisser Weise Synonyme für das Gleiche: Liebe Schwestern, werft eure weibliche Schönheit, eure von Gott geschaffene Besonderheit nicht vor die Schweine! Denn wenn euer körperlicher Schmuck jedermann blendet, fällt es schwer, den verborgenen Mensch des Herzens, den wahren Schmuck zu erkennen (vgl. 1Pt 3,3-4).

Das befremdet sie, dass ihr nicht mitlauft in denselben heillosen Schlamm, und darum lästern sie; sie werden aber dem Rechenschaft geben müssen, der bereit ist, die Lebendigen und die Toten zu richten. (1. Petrus 4,4-5)

Weitere Gedanken

Gar nicht schlecht ist an dieser Stelle die Übersetzung der Zürcher Bibel (Ausgabe 2007): »Ebenso will ich, dass die Frauen sich in Würde schmücken, mit Anstand und Besonnenheit. Würde ersetzt hier die Worte ehrbarem Anstand.« Dieser Aspekt von katastole zeigt, dass keusche Kleidung mehr mit Würde zu tun hat, als mit Sacktuch[12]. Sie darf ruhig auch edel wirken, wenn sie dabei schlicht bleibt[13].

Ganz schlecht ist hier hingegen die Übertragung von Hoffnung für Alle (Ausgabe 2015), die lautet: »Die Frauen sollen unauffällig und schlicht gekleidet zum Gottesdienst kommen.« Der inspirierte Bibeltext redet weder von unauffällig noch von zum Gottesdienst kommen. Wenn sich dieser Vers nur auf die Gemeindestunden beziehen würde, wie sollen sich die Frauen dann in guten Werken schmücken, wenn sie sich doch still verhalten sollen und das Lehren den Männern überlassen dürfen? In einer von der gottlosen Modewelt geprägten Zeit ist es für gottesfürchtige Frauen unmöglich, unauffällig zu sein, wenn sie sich nicht dem Zeitgeist anpassen wollen (vgl. Röm 12,2)! Ganz nebenbei möchte ich erwähnen, dass der zeitgemässe Kleidungsstil einer Frau für einen Mann auf eine ganz andere Art sehr auffällig ist. Bernhard Brockhaus schreibt: »Übrigens sollten auch Frauen daran denken, dass bei Männern die Augen das Eingangstor für sexuelle Reize sind. Bei Frauen ist das offenbar anders, sie nehmen solche Reize nicht oder nur in geringerem Maß über die Augen auf. Die Sinne der Männer dagegen reagieren unwillkürlich auf Bilder von leicht bekleideten Damen in Reklame, Zeitungen, Internet und Fernsehen, oder auf Kolleginnen und fremde Frauen, die ihre Reize so gut wie irgend möglich zur Schau tragen.«[14] Ein Kleid nach 1Tim 2,9 hingegen ist in diesem Zusammenhang ganz unauffällig. Betreffend des Gottesdienstes ist es jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass es im 1. Timotheusbrief vor allem um die Ordnungen im Hause Gottes geht (vgl. 1Tim 3,14-15)[15]. Dazu noch einmal der CV-Kommentar: »Ein entscheidender Anteil an der Atmosphäre in den öffentlichen Zusammenkünften der Heiligen wird durch die Kleidung der anwesenden Frauen bestimmt. Im Allgemeinen drückt Kleidung Geschmack und Interessen aus und offenbart in der Tat auch Charakter; deswegen zeigt die Art und Weise, wie sich eine Frau kleidet, welche Art von Frau sie ist.«[16] Wenn Gott nun Kleidung gefällt, die lang herabfallend ist, wollen wir diese Grundsätze doch möglichst auch im Alltag umsetzen. Oft wird aufgrund von Kol 3,22 ganz richtig ermahnt, dass man nicht nur hart arbeiten soll, wenn der Chef anwesend ist, sondern der Fleiss soll auch dann vorhanden sein, wenn er uns nicht mehr sieht. Genauso ist es mit der Kleidung. Was für einen Minimalisten eine unnötige Qual ist, ist für jemand, dessen Liebe zu Gott überfliesst, selbstverständlich. »Während der Apostel noch an die Zusammenkünfte denkt, hat der Gegenstand unvermeidlich weitere Implikationen, denn die gewohnheitsmässige und tägliche Kleidung der Schwester reflektiert das, was sie ist.«[17] Eine solche Implikation ist zum Beispiel, dass sie als Folge davon auch unter der Woche keusche Kleidung trägt.

Um den Katalog zu vervollständigen, geben wir noch die Variante wieder, welchen den Bearbeitern der Neuen Genfer Übersetzung (Ausgabe 2011) am besten eingeleuchtet hat: »Und genauso möchte ich, dass die Frauen sich verantwortungsbewusst und zurückhaltend schmücken und mit ihrer Kleidung keinen Anstoß erregen.« Hinzugefügt ist hier das Adjektiv verantwortungsbewusst und lässt damit den (guten) gesunden Menschenverstand zu Wort kommen, ohne den es tatsächlich nicht geht. Denn auch der genaue Wortlaut in unserem Textzusammenhang legt keine bestimmte Kleidervariante fest, sondern zeigt ganz einfach, was Gott wohlgefällig ist. Das Wort verantwortungsbewusst aber in den Bibeltext einzubauen ist ohne Zweifel die falsche Methode, um eine Sichtweise zu etablieren. Genauso lässt sich bei der zweiten Ergänzung fragen: Wem soll kein Anstoss gegeben werden; Gott oder den Mitmenschen? Je nach dem, für welche Auslegungsvariante man sich entscheidet, kommt eine ganz andere Praxis zum Tragen. Darf ich die Frage stellen, ob nicht vielleicht auch diese letztgenannten Bibelübertragungen mehr vom Zeitgeist geprägt sind als vom griechischen Urtext?

Geliebte, da es mir ein großes Anliegen ist, euch von dem gemeinsamen Heil zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit der Ermahnung zu schreiben, dass ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für alle Mal überliefert worden ist. (Judas 3)

Himatismos

Das aufwendige Kleid, himatismos, ist eines der vier Dinge, mit denen sich eine gläubige Frau nicht schmücken soll. Weder Haarflechten, Gold, noch Perlen soll der Schmuck der gläubigen Frau sein. Das Wort himatismos wird in der Bibel in Lk 7,25, im Zusammenhang mit Johannes dem Täufer verwendet. Im positiven Bezug auf den Herrn Jesus in Lk 9,29 und Joh 19,24. Wir haben die einzelnen Stellen bereits gestreift. Himatismos bezeichnet in allen Stellen eine sich-selbst-hervorhebende Kleidung. Vielleicht kann man es heute auf teure Markenkleidung beziehen, deren Qualität sich nicht in Funktionalität zeigt. Solche Kleidung macht stolz und fördert falsche Handlungen, wie folgendes Beispiel von Herodes Agrippa zeigt. »Am zweiten Tage begab sich Agrippa schon frühmorgens in einem Gewande, das mit wunderbarer Kunstfertigkeit ganz aus Silber gewirkt war, zum Theater. Hier nun leuchtete das Silber, das von den ersten Strahlen der Sonne getroffen wurde, in schimmerndem Glanze auf und blendete das Auge derart, dass man erschauernd sich abwenden musste. Alsbald riefen seine Schmeichler ihm von allen Seiten zu, nannten ihn Gott und sprachen: ›Sei uns gnädig! Haben wir dich bisher nur als Mensch geachtet, so wollen wir in Zukunft ein überirdisches Wesen in dir verehren.‹ Der König machte ihnen daraus keinen Vorwurf und wies ihre gotteslästerischen Schmeicheleien nicht zurück.«[18] Was weiter mit Herodes Agrippa geschah, können wir in Apg 12,18-24 nachlesen.

Auch in 1Pt 3,3 werden dieselben Aussagen verwendet um den Unterschied in äusseren Dingen zur damaligen Kultur auszudrücken. Im Gegensatz zu 1Tim 2,9 wird nicht himatismos für Kleidung verwendet, sondern himation, welches ein ganz normales Kleid war und auch vom Herrn Jesus getragen wurde. Wörtlich heisst es dort aber: oder Anziehen [endysis; d.h. Anziehen eines Kleides um sich herauszuputzen] von Kleidern. In der heutigen Zeit besteht vielleicht nicht so sehr die Gefahr, sich in diesem Sinne extravagant zu kleiden, vielmehr darin, durch Kleidung den eigenen Körper stark zu betonen, was dem Geist dieser Stelle genauso entgegensteht. Beide Gefahren bestehen übrigens nicht nur für Frauen. Auch Paulus hat in Apg 20,33 keine solchen Kleider von den Gläubigen in Ephesus begehrt.

Euer Schmuck soll nicht der äußerliche sein, Haarflechten und Anlegen von Goldgeschmeide oder Kleidung, sondern der verborgene Mensch des Herzens in dem unvergänglichen Schmuck eines sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr kostbar ist. (1. Petrus 3,3-4)

Zusammenfassung

Nachdem wir 1Tim 2,9 nun gründlich studiert haben, möchten wir den ganzen Abschnitt noch einmal etwas aus der Ferne betrachten.

Dazu möge die Auslegung von Chrysostomus († 407) und Hamilton Smith (1862–1943) dienen:

»In derselben Weise, sagt der Apostel, will ich, [dass] auch die Frauen vor Gott hintreten, ohne Zorn, ohne Mißtrauen, daß sie heilige Hände haben, ihren Leidenschaften nicht fröhnen, nicht rauben, nicht habgierig seien. Von den Frauen aber verlangt Paulus noch mehr. Was denn? ›Daß sie sich schmücken mit anständigem Gewande in Schamhaftigkeit und Mäßigung, nicht mit Haargeflechten oder Gold oder Perlen, sondern (was sich ziemt für Frauen, welche sich zur Gottseligkeit bekennen) durch gute Werke.‹ Was meint der Apostel mit dem ›Gewand‹? Ein Kleid, das den Körper rings bedeckt, zierlich, aber nicht überladen. Jenes ist ein Schmuck, das letztere wäre das Gegentheil.«[19]

»Die Frauen sollen durch bescheidenes Äußeres (JND: anständiges Auftreten und Kleidung; katastole = äußere und innere Haltung, die sich auch in der Kleidung ausdrückt) gekennzeichnet sein. Diese bessere Übersetzung lässt deutlich erkennen, dass die Frauen nicht nur in ihrer Kleidung, sondern in ihrem allgemeinen Auftreten durch Schamhaftigkeit, die vor aller Unanständigkeit zurückschreckt, und durch Sittsamkeit, die zu besonderer Sorgsamkeit in Worten und Wandel führt, gekennzeichnet sein sollen. Sie sollen sich davor hüten, ihr Haar, das Gott der Frau als Schmuck und Herrlichkeit gegeben hat, als Ausdruck der natürlichen Eitelkeit des menschlichen Herzens zu benutzen. Frauen sollen nicht danach trachten, durch Herausputzen mit Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Noch einmal, die Frauen tun gut daran, sich immer wieder zu erinnern, dass sie dieser Schriftstelle buchstabengetreu gehorsam sind, und nicht diese Gesinnung vermissen lassen, indem sie eine Schwäche für besondere Gewänder haben und dadurch die Aufmerksamkeit auf sich lenken.«[20]

Du hast deine Befehle gegeben, dass man sie eifrig befolge. (Psalm 119,4)

 

ausführlichere Informationen in Christoph J. Berger: Über den tieferen Wert von Kleidung



[1] F.B. Hole: Grundzüge des Neuen Testaments – Band 4, (CSV) Hückeswagen 1998, S. 241

[2] Nach Wörterbuch zum Neuen Testament (5. Auflage) von Walter Bauer spricht das Wort beide Bereiche an. Die Äussere Haltung, die sich in der Kleidung ausdrückt und die innere Haltung oder auch beide zusammen. Er verbindet es mit den Feierkleidern (Schlachter 2000), resb. demRuhmensgewand (Elberfelder CSV) aus Jes 61,3.

[3] Die Übersetzung „Anstand“ oder „das gesetzte Wesen“, bzw. das „Auftreten“, das „Äussere“ ist durchaus möglich und richtig. Alle diese Dinge werden gegen aussen hauptsächlich durch die Kleidung bestimmt.

[4] In der Schlachter 2000 mit Ebenso übersetzt.

[5] CV-Kommentar zum Neuen Testament – Band 2, S.1259

[6] Es ist wahr, dass der Brief insgesamt an Gläubige geschrieben ist. Doch hätte der Heilige Geist in diesem Zusammenhang auch das Wort Schwestern verwenden können oder speziell darauf hinweisen können, dass es um „eure Frauen“, das heisst, speziell um die gläubigen Frauen in der Gemeinde gehen soll.

[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Stola_(r%C3%B6mische_Tracht) abger. 27.03.2019. Der Unterschied zwischen Toga und Stola war wohl vor allem, dass die Stola weiter war und zusätzlich über den Kopf getragen wurde. Jedoch nicht so verhüllend, wie dies von muslimischen Kleidern bekannt ist.

[8] Der Talar ist nach Wikipedia ein knöchellanges Gewand.

[9] Gestützt auf die Worterklärung in VINE‘S Expository Dictionary (Thomas Nelson Publishers; Auflage 1997; ISBN 0-7852-1181-0).

[10] Marc Schultz: Die christliche Visitenkarte – Teil 2: Das Auftreten (https://www.bibelstudium.de/articles/3889; abger. 27.03.2019)

[11] Elizabeth Rice Handford: Die Sprache deiner Kleider, S.19

[12] Ein Sacktuch, ist ein aus raumem Stoff erstellter Sack oder Tuch, welcher im Alten Testament zum Trauern angezogen wurde (1Mo 37,34; 2Sam 3,31; 21,10; u.v.m.).

[13] Chrysostomus beschreibt eine edle Frau: „Wie also eine sittsame, angesehene Frau, deren schmuckes Gewand ihr bis an die Knöchel hinabreicht, viel ansehnlicher und schöner erscheint; …“ (http://www.unifr.ch/bkv/kapitel4570; abger. 10.05.2019).

[14] Bernhard Brockhaus: Sexuelle Reinheit – auch für Christen ein Fremdwort? (https://www.bibelpraxis.de/index.php?article.776; abger. 27.03.2019)

[15] Obwohl es fraglich ist, ob es bei dem Begriff Haus Gottes nur um die Gemeindezusammenkünfte geht, möchte ich doch aus Argumentationszwecken darauf eingehen. Ist mit Haus Gottes jedoch das gesamte öffentliche, christliche Leben gemeint, wie andere nachvollziehbar argumentieren, findet die Anweisung aus 1Tim 2,9 sowieso jederzeit Anwendung.

[16] CV-Kommentar zum Neuen Testament – Band 2, S.1259

[17] ebd.

[18] Josephus Flavius: Jüdische Altertümer. Übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Dr. Heinrich Clementz. II. Band.,(Verlag von Otto Hendel) Halle a. d. S., S. 629

[19] Chrysostomus: Homilien über den I. Brief an Timotheus in Ausgewählte Schriften des heiligen Ambrosius, Bischofs von Mailand. Übersetzt von J. Wimmer. (Bibliothek der Kirchenväter, 1 Serie, Band 74), Kempten 1883.( https://www.unifr.ch/bkv/kapitel4471.htm; abger. 11.05.2019)

[20] Hamilton Smith: Der erste Brief an Timotheus (https://www.bibelkommentare.de/kommentare/k-2922; abger. 27.03.2019)



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