Seite lädt...

bitte warten, es arbeitet...

Abbrechen

Kategorie: 5. Mose 22

Eine Frau soll keine Männersachen auf sich haben, und ein Mann soll keine Frauenkleider anziehen; denn jeder, der dies tut, ist dem HERRN, deinem Gott, ein Gräuel.

5. Mose 22,5

Sowohl Joseph als auch Tamar hatten ganz ähnliche Kleidung. Sie trugen wohl lange Röcke, bzw. Kleider wie sie uns von den Priestern des alten Bundes bekannt sind. Die Kleidung von Mann und Frau war aber nicht identisch, ansonsten würde 5Mo 22,5 keinen Sinn ergeben. Man könnte sagen, dass es sich damals ähnlich verhielt wie bei dem griechischen »Fustanella«, der als Männerrock in ganz Südosteuropa bekannt war, sich aber von der zeitgenössischen Frauenkleidung unterschied1.

Was waren aber nun die wirklichen Unterschiede zwischen Mann und Frau zur Zeit des Alten Testaments? Bender schreibt in ihrer Arbeit über Kleidung im Alten Testament dazu folgendes: »Das wichtigste Ergebnis bei der Untersuchung hemdgewandartiger Kleidungsstücke ist, dass neben kethonet[2] auch mad[3] und me'il[4] zu dieser Kategorie gehören. Ein Mad war kurz und wurde als funktionale Arbeitskleidung gebraucht, ein mad war wahrscheinlich ausschließlich Männerkleidung, Frauen trugen längere Gewänder. Die kethonet war länger und diente als Statussymbol. Ein höherer Status wurde durch den me’il angezeigt, dessen Aussehen wahrscheinlich im Laufe der Jahrhunderte Veränderungen unterworfen war.«5 Auch das Lexikon zur Bibel gibt den Unterschied ähnlich wieder: »Die Kleider der Frauen waren länger und weiter als die der Männer, wohl auch von feinerem Stoff; das Oberkleid hatte Ärmel bis zum Handgelenk.«6 Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal war wahrscheinlich die unterschiedliche Kopfbedeckung, die bei den Frauen durch das über den Kopf werfen des Übergewandes zustande kam und bei Männern eher einem Hut glich. Es ist also festzuhalten, dass der Unterschied der Geschlechter gut erkennbar war, besonders im Alltag. Mit zunehmender Würde wurde der Unterschied kleiner7, da die Festlichkeit des Kleides hauptsächlich durch die Länge definiert wurde, blieb aber sichtbar. Auch heute noch sind Frauenkleider mit hohem Status, wie zum Beispiel das Hochzeitsgewand, vielfach bodenlang oder mit Schleppe sogar länger.

Es ist faszinierend, wie genau der Bibeltext auch hier ist. Die Kleidung der Männer für Krieg und Arbeit (mad) hing stark mit Männersachen wie Werkzeug, dem Schwert, Geräten oder dem Pflug zusammen und war aus praktischen Gründen relativ kurz8. Wohlhabende Männer, die nicht im Freien arbeiteten, trugen nach dem babylonischen Talmud längere Kleidung als Feldarbeiter.9 Harte Arbeiten waren Männersache und die Frau brauchte sie nicht zu übernehmen. Für alle anderen Arbeiten konnte sie problemlos ein längeres Kleid tragen. Schon durch das Kleid wurde damals klar, dass die Frau nicht die Position des Mannes einnehmen wollte. Ihre Aufgaben unterschieden sich klar.

Vom Männerkleid an und für sich wird eigentlich im Bibeltext gar nicht gesprochen, obwohl es natürlich auch unter den Sammelbegriff Männersachen fällt. Die Wahl der Alltagskleidung des Mannes hängt also stark mit der jeweiligen Aufgabe des Mannes zusammen und wird auch dadurch bestimmt. Einen kurzen Mad zu tragen war nichts Ehrenvolles, wie die Geschichte mit den Diplomaten Davids zeigt, die er zu Hanun sandte und denen zu ihrer Schande ihr langes Obergewand auf Hüfthöhe abgeschnitten wurde (vgl. 2Sam 10,1-5). Aus dieser Sicht ist die heutige Hose des Mannes eine ideale Lösung. Sie ist wesentlich keuscher als ein Mad, wenn dieser denn wirklich alleine getragen wurde, und trotzdem kann er die ihm zugeteilten Arbeiten ganz gut damit erfüllen10.

Hingegen soll ein Mann keine Frauenkleidung anziehen. Das hier verwendete Wort für Kleidung heisst simla. Es wird oft mit Kleid, Mantel oder Überkleid übersetzt. Nach Bender ist es wohl aber treffender mit Tuch wiederzugeben11, welches als lang herabfallendes Obergewand getragen werden konnte, denn in Vers 17 desselben Kapitels wird darin eine Decke gesehen. Auch zog Ruth ein solches Gewand an, als sie sich für Boas schön machte (Ruth 3,3).

Es hat dem Heiligen Geist gefallen, bei der Frau das Kleid zu erwähnen, beim Mann aber die Gegenstände (wörtlich die Sachen). Und diese Unterschiedlichkeit, die sich auch im männlichen, bzw. weiblichen Wesen widerspiegeln, soll man nicht vertauschen.

 

ausführlichere Informationen in Christoph J. Berger: Über den tieferen Wert von Kleidung

 

 

[1] Viele Männerröcke wie Kilt oder Sarong werden heutzutage auch von Frauen getragen. Daneben bieten Modelabels auch Kleider und Röcke für Männer und Frauen an (Unisex). Im Zuge dieser zunehmenden Auflösung von Geschlechterbarrieren in der Mode hat sich der Männerrockbegriff verändert. (Wikipedia „Männerrock“; abger. 05.01.2018)

[2] Bender schreibt die Begriffe auf Hebräisch. Zum besseren Verständnis habe ich die Begriffe so wiedergegeben, wie es das CLeVer-Bibellexikon macht. kethonet wird übrigens in 1Mo 3,21 erwähnt und ist das von Gott geschaffene Gewand.

[3] Auch der Waffenrock wird mit mad übersetzt. Mad wird nur bei Männern erwähnt.

[4] Meint die äußersten Kleider, vermutlich das sogenannte Oberkleid. Auch dieses Wort wird ausschließlich für Männer erwähnt.

[5] Claudia Bender: Die Sprache des Textilen, S. 131

[6] Fritz Rienecker, Gerhard Maier: Lexikon zur Bibel, Witten (SCM R. Brockhaus), 7. Auflage 2008, S. 905

[7] Manche argumentieren, dass der Unterschied so klein war wie zwischen der weiteren Männerhosen und der engeren Frauenhose heute. Betrachtet man rein die Summe des Unterschieds während Festtagen, mag dies sogar stimmen. Doch betrachtet man den Inhalt des Unterschieds stehen sich zwei Welten gegenüber. Die Frauenkleidung war stets länger und verhüllender und nicht knapper und körperbetonter. Zog der Mann die Arbeitskleidung ab und kleidete sich mit Würde, wurde auch bei ihm die Kleidung weiter, aber nicht lockerer.

[8] Nach Claudia Bender Die Sprache des Textilen, S. 118-122 bedeckte ein mad gut das Gesäß. Es kann sein, dass darunter eine Hose getragen wurde.

[9] Shabbath 113a (http://www.come-and-hear.com/shabbath/shabbath_113.html#113a_3; abger.: 21.02.2019)

[10] Und übrigens wird bei Männern mit hoher Würde je nach Kultur auch noch heute das lange Gewand getragen. Bei europäischen Politikern ist davon noch der hüftbedeckende Blazer übriggeblieben.

[11] Claudia Bender: Die Sprache des Textilen, S. 91-95


 | 


Preloader Gratia-Mira
neuen Bibelvers ziehen (aus 2262 Versen)

Automatisch neuen Vers laden:

Aus welchem Bibelteil:

Anzeige:

 


Kommentar laden

Bibeltext der Schlachter 2000
Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft
Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.
Informationen zu den Parallelstellen. Alle Rechte vorbehalten.
Icons des Moduls von Font Awesome und loading.io